Spiele

Mehr zu Spielen, Spieleverlagen und beteiligten Künstlern ist unter notizenpostsSpielesammlung oder Die Ampel der Maharadschas zu finden (in Bearbeitung).

1. Spielautomaten

1.1 Bajazzo



Zur Geschichte des Bajazzos:

Die ersten „Jentzsch & Meerz“-Bajazzos – 1911

Diese ersten Bajazzo-Automaten waren relativ klein und kompakt und ähnelten damit größenmäßig den anderen damals produzierten Spielautomaten. „Jentzsch & Meerz“ baute die ersten Bajazzos sowohl mit Geld-, als auch mit Gewinnmarken-Auszahlung. Eine nicht unerhebliche Menge wurde ins Ausland exportiert, unter dem Namen „Le Clown“ für den französischen und „The Clown“ für den englischen Markt.

Die Funktionsweise ist simpel und bei nahezu allen Bajazzo-Modellen gleich: Nach dem Geldeinwurf wird die Spielkugel mit einem Drehknopf nach oben befördert, worauf sie in das Spielfeld gelangt.  Die Kugel durchquert nun ein Hindernisfeld aus Metallstiften und muss vom Spieler mit dem Fanghut des horizontal beweglichen Clowns aufgefangen werden. Wenn dies gelingt, zahlt der Automat einen Gewinn aus.

Diese ersten Bajazzos scheinen in einer sehr großen Anzahl produziert worden zu sein. Bis zum heutigen Tage haben viele dieser Automaten überlebt und sind regelmäßig auf diversen Verkaufsplattformen zu finden. Die große Verbreitung rückte die Automaten damals natürlich auch ins Fadenkreuz der Justiz. Dutzende Bajazzo-Prozesse sollten die Frage klären, ob es sich bei dem Automaten um ein Geschicklichkeits- oder Glücksspiel handelt. Zu einem einheitlichen Ergebnis ist man nicht gekommen und so herrschte ein großes Durcheinander und eine erhebliche Unsicherheit bei der Frage, ob der Bajazzo als legaler Spielautomat anzusehen ist.  

Trotz des beginnenden Krieges, verbreiteten sich die Bajazzo-Automaten in den Gaststuben und Wirtshäusern in den Jahren 1914 und 1915 sehr stark Vor allem Kinder und Jugendliche verspielten an den Geräten ihr Geld. Am 18. September 1919 hat deshalb die Polizeidirektion Dresden zusammen mit dem Rat der Stadt durch polizeiliche Bekanntmachung die Benutzung von öffentlichen Automaten durch jugendliche Personen und Kinder verboten.

Trotz des Verbotes trieb es viele Minderjährige immer wieder in die Automaten-Spielhallen, wie folgendes Bild aus der Zeitschrift „Die Woche“ (Nr. 39, 1919) eindrucksvoll beweist

Bis zur beginnenden Inflation Anfang der 20er Jahre war der Bajazzo der am meisten aufgestellte Automat in den Deutschen Gastwirtschaften. Spätestens ab 1922 verschwanden die Geräte dann vorläufig, aufgrund des Wertverlustes des Münzgeldes.

Während die meisten Bajazzos vor dem Ersten Weltkrieg wahrscheinlich in Leipzig gebaut worden sind, stieg Mitte der 20er-Jahre Berlin zu Deutschlands „Bajazzo-Schmiede“ auf. Bis zu 20 Fabriken bauten in der Hauptstadt Bajazzos. Die neuen Modelle waren in der Regel größer und einfacher gebaut. Die meisten Geräte verzichteten auf den beweglichen Ball unter dem Clown und hatten im unteren Teil des Spielfeldes als besonderen Spielanreiz eine sichtbare Auszahlung.

Beitrag aus alte-spielautomaten.de/der-bajazzo-automat/

Die Türe des abgebildeten Spielautomaten wurde auf einem Antikmarkt am Nockherberg in München erstanden. Sie dürfte von einem um 1920 gebauten Gerät stammen. Da diese Türe alle Elemente zur Durchführung des Spieles – Geldeinwurf, Beförderung der Kugel nach oben, Fangvorrichtung (Bajazzo) und Auszahlung enthält, konnte nach dem Bau eines Schrankes und einige Reparaturen (Gummipropfen, Auszahlrad) der Automat wieder spielbereit gemacht werden. Das folgende Bild zeigt die robuste Mechanik auf der Rückseite der Türe:




1.2 GLORIETTE





Der Geldschleuderapparat „G L O R I E T T E“ gehört zu den sog. Fingerschlagapparaten oder Fingerschlägern. Eine ausfühliche Beschreibung dieses Typs von Spielautomaten ist im folgendem Beitrag nachzulesen.

Am Erfolg des Fingerschlägers hat das einfache aber optisch ansprechende Design einen großen Anteil gehabt. Der Spieler erlag sofort den Verlockungen der vielen Münzen auf dem Spielfeld, die nur darauf warteten mit etwas Geschick in die Auszahlschale zu fallen. In der Praxis war es doch etwas schwieriger, die Mechanik mit Geschick und etwas Glück zu überlisten. Die stromlose Technik bestand im wesentlichen aus Holz, einige verzinkte Bleche, einen Münzprüfer, Münzführungschienen (vernickelter Stahl bzw. poliertes Aluminium), diverse Fangtaschen (vernickeltes Messing) und Auszahlklinken mit Auszahlhaken bzw. Auszahlrädern. In den Automaten war natürlich neben dem Schloss noch eine Kasse für den Betreiber. Er musste ja auch Leben.

https://automatix-club.de/index.php/haupteintr

Zur Auszahlmechanik: Über einen Münzprüfer gelangt die eingeworfene Münze im Inneren des Apparates zur einer Schlageinrichtung (außen rechts neben der Auszahlschale angebracht). Jetzt muss der Spieler über diesen Hebel die Münze ins Spielfeld schleudern. Wird eine der drei mittleren Fangtaschen (mit 20 40 20 gekennzeichnet) getroffen, so rutscht die Münze über den rückwärtigen Kanal zur Auszahlklinke und löst entsprechend den andersfarbigen Pfeilen weitere Auszahlklinken aus. Die auslösende und ausgelöste Münze gelangen über eine Öffnung in die Auszahlschale. Beim Treffen der Fangtasche mit der Markierung 40 wird zusätzlich noch eine weitere Auszahlung ausgelöst. Die Münzen (hier 2) fallen über die Öffnung ebenfalls in die Auszahlschale. Die verwendete Auszahlung wird auch „Treppenauszahlung“ genannt. Ein Treffer der beiden Fangtaschen R hat eine Rückführung der Münze (Freispiel) zur Folge.




Merkwürdigerweise gibt es im Internet keine Informationen über einen Geldschleuderapparat „G L O R I E T T E“ . Der Name könnte ein Hinweis auf Wien als Herstellungsort sein (Es existieren einige Abblíldungen aus Wiener Cafes mit dem Automaten im Hintergrund).

Der abgebidete Spielautomat wurde bei einer Auktion im Dorotheum Salzburg ersteigert. Die Erwähnung einer Verordnung der Dienststelle für Staatslotterien vom 22. juni 1937 gibt zumindest einen kleinen Hinweis uf das mögliche Baujahr. Das zweite Bild zeigt die rückwärtigrn Kanäle zur Auszahlklinke.



2. Spiele mit Geschichte

Der Wunderkasten oder ein Cyklorama – Papiertheater

Zunächst eine Geschichte:

Rafik Schami

Der Wunderkasten

Mulimedia des Herzens

Rafik Schami erzählt, wie er als Kind voller Hingabe und Verzauberung dem alten Geschichtenerzähler lauschte, der regelmäßig durch die Gassen Damaskus` wanderte und Kinder für einen Piaster oder ein Glas Waseer in seinen Wunderkasten schauen ließ.Die Kinder konnten durch eine kleine Glasscheibe eine Bilderrolle mit alten Zeichnungen sehen, eine Luke im Kasten diente als spärliche Beleuchtung. Während der Geschichtenerzähler langsam die Bilderrolle drehte, erzählte er mit gekonnter Stimmdramaturgie die märchenhafte Liebesgeschichte zwischen dem armen Hirten Dami und der rosenschönen Leila.

Das Papiertheter in der Spielesammlung dürfte um 1900 entstanden sein (Papier-Luxus-Fabrik, Berlin ). Das Kulissengehäuse ist aus Pappmache, Die Kulissenwand mit 22 Motiven ist über eine Holzkurbel rollbar. Die Frontabdeckung ( ) hat einen Sprung, die rückseitige Abdeckung (eigentlich nicht sichtbar), ist weitgehend zerstört (vermutlich wegen der verwendeten Lichtquelle: Kerze)


Kein Geschichtenerzähler – aber ein Kinderbuchautor (u.a.), der dazu eine Geschichte geschrieben hat.


Der Autor:

Wilfrid Grote

geboren 1940, war Wilfrid Grote von 1969 bis 1971 Regieassistent und Regisseur beim Bayrischen Rundfunk, darauf folgten Theaterinszenierungen an verschiedenen Münchner Bühnen und ein Lehrauftrag an der Universität München am Institut für Theaterwissenschaft. Wilfrid Grote lebt und arbeitet in München.



2.2 UNTER RAUCHENDEN SCHLOTEN

EIN REISE=WÜRFELSPIEL

DURCH DAS RHEINISCH=WESTFÄLISCHE INDUSTRIEGEBIET VON KÖLN BIS MÜNSTER


Verlag: Jos. Scholz Mainz

Erscheinungsjahr: 1918?



  • Spieleschachtel



Das abgebildete Spiel ist sehr gut erhalten; es fehlen offensichtlich nur die Originalwürfel (Zahl- und Farbenwürfel), sowie eine Spielanleitung. Es stammt aus dem Familienbesitz von Verena und Claudio Edenhofer (Anger).

Wie bereits der Schachteldeckel verrät handelt es sich bei UNTER RAUCHENDEN SCHLOTEN um ein Reise-Würfelspiel, wie sie auch heute noch weit verbreitet sind (Deutschlandreise, Europareise, Weltreise). Wie bei diesen Spielen üblich, stehen weniger spielerische Elemente als pädagogische Überlegungen eine Rolle. Neben dem Erwerb von geographischem Wissen ist dabei auch die Erschaffung von aussagekräftigen Szenen durch geeignete Illustrationen bedeutsam. Das führt zu zwei Besonderheiten dieses Spiels.




Sowohl auf dem Spielplan als auch auf dem Schachteldeckel wird der Name Fitz Gärtner erwähnt (gezeichnet von FRITZ GÄRTNER). Zunächst einige wenige Informationen zu Fritz Gärtner aus Wikipedia:

Fritz Gärtner wurde 1882 im böhmischen Aussig als Sohn des Oberlehrers Julius Gärtner geboren. Seine erste Ausbildung erfolgte beim Maler  Josef Reiner in Aussig. 1900 trat er in Gabriel von Hackls  Naturklasse an der Münchner Kunstakademie ein.  Dort erhielt er weitere Ausbildung als Schüler von  Ludwig von Löfftz, Carl von Marr, Alexander Wagner und  Peter Halm. Anfang des 20. Jahrhunderts lebte Fritz Gärtner für mehrere Jahre im rheinisch-westfälischen Industriegebiet, im Haus Mallinckrodt des Bankiers Hans Jordan, in dessen Gartenhaus er sein Atelier einrichtete. Später war Gärtner hauptsächlich in München tätig.

Gärtner war 1939, 1941 und 1942 mit jeweils einem Ölgemälde auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München vertreten.

Das Gemälde Der Hochofen von etwa 1918 befindet sich seit 2006 im Fachgebiet Hüttenwesen der Sammlung des Deutschen Museums in München.

Wikipedia


Im Deutschen Bergbau Museum Bochum befindet sich ein weiteres Gemälde von Fritz Gärtner aus dieser Zeit (1900-1920), das Ölgemälde „Brot und Eisen“, Kornernte vor Industrielandschaft.



Herkunft/Rechte: Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Montanhistorisches Dokumentationszentrum / Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Montanhistorisches Dokumentationszentrum (CC BY-NC-SA)

Auf dieses Bild wird im folgenden Interview mit der Ethnologin Gudrun Graichen Bezug genommen:

Wir haben ein Werk von Fritz Gärtner, eine Industrielandschaft, Anfang des 20. Jahrhunderts, es zeigt rauchende Schlote, im Vordergrund die goldenen Ähren zu Garben gebunden. Ich habe eine Kindergartengruppe gefragt: Welches Bild gefällt euch in diesem Raum am besten? Mehrere der Kinder zeigten einstimmig auf das Bild. Warum? Es lag an den Farben! Strahlendes Goldgelb im Vordergrund, ein leuchtendes rotes Feuer inmitten der Industrielandschaft. Ich habe erkannt: Was die Kinder begeistert und anspricht, sind die Farben. Erwachsene haben oft schon bestimmte Assoziationen im Kopf – Globalisierung, Klima- und Energiekrise. Kinder sind da ganz unvoreingenommen.

Interview mit Gudrun Graichen, Ethnologin, 04. April 2023

SÜDWEST PRESSE

Hinweise auf Fritz Gärtner als Illustrator des Spieles UNTER RAUCHENDEN SCHLOTEN sind im Internet nicht zu finden; das Spiel selbst war abgebildet auf einem Flyer zu einer Austellung im Kultur- und Stadthistorischem Museum in Duisburg.

Flyer zur Austellung: Studioausstellung zur Kulturhauptstadt RUHR.2010
in Kooperation mit der Europäischen Spielesammler Gilde e.V. 28.Februar 2010 bis 27.Juni 2010

Für die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg gibt es kaum Informationen über Fritz Gärtner – wenn, ja wenn da nicht der Berchtesgadener Anzeiger und Dietrich Meister wären:

EIN REIGEN DER DURCHGEFALLENEN

… Warum zum Beispiel durfte der in München ausgebombte Maler, Grafiker und Zeichner Fritz Gärtner, der unmitelbar nach dem zweiten Weltkrieg ins Berchtesgadener Land kam, nicht Mitglied im Berchtesgadener Künstlerbund werden. […] Gärtner kam mit einem Professoren-Titel in die Alpen. Nun kann ein solcher Titel durchaus förderlich sein bei potentiellen Kunsterwerbungen, sprich: Der Käufer, der oft ein Laie in Sachen Kunst ist, orientiert sich an seinem Geschmack, wenn er einen hat. Schwankt er noch zwischen verschiedenen Arbeiten, könnte der „Professor“ eventuell den Ausschlag geben. Dachten zumindest einige der seinerzeit in Berchtesgaden ansässigen Maler und Bildhauer, denn Gärtner führte auch Bildhauer und Medailleur als Berufsbezeichnungen auf seiner Visitenkarte, und sahen sich offensichtlich vor dem geistigen Auge verarmt und in der Schlange vor der Suppenküche stehend. […] Es gibt einen erhaltenen Briefwechsel, der genau diese Sorge zum Thema macht. Wenn auch nicht immer ehrlich als solches benannt. Es ging um den Professoren-Titel. Wieso ist Fritz Gärtner Professor und wenn er es schon ist, dann muss er es (uns) nachweisen. Also Bringpflicht den Platzhirschen gegenüber. […] Mit dem offiziellen Briefkopf des Künstlerbundes schrieb der damalige Vorsitzende im März 1952 an den Kollegen Gärtner. […] Es ging um den Titel, natürlich. […] Man habe, schrieb der Vorsitzende nichts diesbezügliches finden können, was Zweifel „nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen Kollegen“ hervorrief und worüber man lächelnd hinweggehen würde, „wenn wir nicht mit der Tatsache rechnen müssten, dass das oft urteilslose Publikum (nicht der Kenner) sich beim Erwerb eines Kunstwerkes von dem Titel Professor erheblich beeinflussen ließe.“

Aus der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Berchtesgadener Künstlerbundes e.V.

Dieter Meister





2.3 Pferderennspiel „Wer macht´s


Aus dem Westfälischen Pferdemuseum (!)

Das Pferderennspiel „Wer macht’s“ kommt aus der Nürnberger Blechspielzeugfabrik Siegfried Günthermann. Auf einer schrägen Ebene stehen sechs farbige Blechpferdchen mit Jockeys in ihren Bahnen und warten auf den Startschuss. Mit einem seilzug wird ein Schwungrad in schnelle Rotation versetzt. Die sich drehende Achse des Schwungrads ist mit sechs Noppen versehen. Diese katapultieren kleine Stahlkugeln in den Bahnen immer wieder nach oben und stoßen so die Pferde voran. Das Pferd das als erstes die Zielfahne am Ende der Bahn hochklappt, hat gewonnen. Natürlich können die Mitspieler vor dem Start ihre Wetten abgeben. Die Einsätze werden dazu in den farbigen Näpfchen neben den Rennbahnen deponiert. Das ausgestellte Spiel ist sehr gut erhalten. Es wurde in den 1920er-Jahren für 20 Schilling bei Anton c. Niessner in Wien gekauft, einer Firma, die noch heute als Haus- und Küchengerätegeschäft existiert.

Dieses Rennspiel ist größtenteils aus Metall, die Verpackung aus Pappe und rechteckig. Das Spiel hat eine dunkelgrün lackierte Grundfläche. Auf einer schrägen Ebene stehen sechs Jockeys mit Pferden in weiß, rot, grün, beige, gelb und blau.

https://westfalen.museum-digital.de/object/3592

Das abgebidete Pferderennspiel wurde auf einem Antikmarkt in München gekauft. Das Spiel ist sehr gut erhalten; möglicherweise wurde ein Originalpferd (blau) durch ein professionell nachgemachtes ersetzt. Das Logo mit den Initialen S und G (Siegfried Günthermann) weist auf den Blechspielzeuhersteller Günthermann hin.

Einiges Wissenwertes über den Blechspielzeughersteller Günthermann:

Die Firma wurde schon sehr früh im Jahre 1877 in Nürnberg von Siegfried Günthermann gegründet. Siegfried Günthermann begann mit der Anfertigung zumeist einfacher Blechspielzeuge und Bewegungsspielzeuge. Er fertigte diese zunächst allein in Handarbeit an. Mit den Jahren konnte er seine Firma ständig vergrößern. Siegfried Günthermann stirbt mitten in der Aufschwungphase im Jahre 1889. Nach seinem Tod übernimmt Günthermanns Witwe die Firma. Einige Zeit später heiratet Günthermanns Witwe Adolf Weigel.

Bekannt wurde Günthermann durch Motorkutschen, Autos, Straßenbahnen und Flugzeuge, welche er in seiner großen Zeit vor 1939 herstellte. Zu den Highlights von Günthermann gehörten  gleislose Lokomotiven, sogenannte Bodenroller und Funktionsfiguren. Der große Renner auch bei den Amerikanern aber waren die Gordon-Bennet-Rennwagen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde auch bei Günthermann die Produktion wieder aufgenommen. Den Betrieb hatte der Sohn Leonard Günthermann übernommen. Wie  viele andere Herstellern  konnte auch Günthermann nicht mehr an die Vorkriegserfolge herankommen. Der Betrieb von Leonhard Günthermann wurde 1965 von Siemens übernommen und bald danach liquidiert.


https://www.sammeln-sammler.de/blechspielzeug/guenthermann-sigfried/

2.4 Das lustige Flunderspiel

Aus dem Museum Europäischer Kulturen, Staatliche Museen zu Berlin:


Würfelspiel. Schwarze Verpackung auf der die bunten Spielteile und Würfel abgebildet sind. Der Spieletitel in Sütterlin. Inhalt: 12 Flundern aus Karton, die jeweils aus sechs Teilen bestehen, müssen von den Mitspielern zu vollständigen Flundern mit Hilfe zweier Würfel (nicht im Spielekarton vorhanden) zusammengesetzt werden. Spielebeschreibung ist in den Deckel der Verpackung eingeklebt. Die Anleitung ist mit „Euer Onkel Hanns“ unterschrieben, Hanns Porst (Begründer der Fotoladenkette Porst) erwarb das gutgehende Unternehmen 1938 von der jüdischen Familie Spear, das diese durch Zwangsverkauf aufgeben musste. Es fehlen je ein Flossen- und ein Bauchteil.

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/Q7KDVJWCS4WGVUSCYMMVB4W6NLPTKV7M

Zur Geschichte der Sütterlin Schrift

Der Berliner Grafiker Ludwig Sütterlin entwarf im Jahr 1911 eine neue Schrift für das Lernen der Handschrift in der Schule. Die Schrift sollte geeignet sein für die Verwendung einer Kugelspitzfeder (anstelle einer Spitzfeder) und damit ein einfacheres Schriftbild mit regelmäßigen Strichdicken ermöglichen. Dabei wird auch die Form der Buchstaben vereinfacht und aufrecht gestellt. Bereits 1915 wird die Sütterlinschrift in Preußen eingeführt, 1935 ernennen die Nationalsozialisten die Sütterlinschrifz zur Deutschen Volksschrift.

Aber bereits am 1. September 1941 wurde das Lehren der Sütterlinschrift an deutschen Schulen untersagt. Als Grund wurde ein Verbindung zur Einführung den Schwabacher Judenlettern genannt, die in keiner Weise besteht.

Zur Geschichte von J.W. Spear & Söhne (aus Wikipedia):

Noch Anfang 1938 war J. W. Spear & Söhne mit seinen Spielen im Exportgeschäft tätig, wie ein Wechsel für eine Lieferung an einen Händler in Spa (Belgien) belegt. Nach der Reichsprogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde der in diesem Zusammenhang ins Konentrationslager Dachau verbrachte jüdische Eigentümer des deutschen Unternehmenszweigs von J. W. Spear & Söhne, Hermann Spear (Bruder Richard Spears), auf der Grundlage der Verordnung zur Ausschaltungder Juden aus dem deutsche Wirtschaftsleben gezwungen, sein Unternehmen zu einem Bruchteil seines Marktwertes zu verkaufen . Beteiligt an diesem Raubzug waren die Deutsche Arbeitsfront (DAF), Kreisverwaltung Nürnberg-Stadt, und als genehmigende Behörde die Regierung von Ober- und Mittelfranken.[ Käufer war Hanns Porst, der seit 1919 in Nürnberg erfolgreich im Fotogeschäft (Photo Porst) tätig war und das Unternehmen provisorisch mit Wirkung vom 13. Dezember 1938 übernahm. Dabei erhielt die Familie Spear nicht einmal den vom „Arisierungs“-Gutachter festgesetzten minimalen Kaufpreis. Der noch zusammen mit seiner christlichen Ehefrau Else und ihren gebrechlichen Eltern in Nürnberg lebende Firmeninhaber wurde trotz seines 1942 erklärten Übertritts zum Christentum 1943 nach Ausschwitz deportiert, wo er am 10. Juli 1943 ermordet wurde. Auch elf weitere Familienmitglieder wurden vom nationalsozialistischen Staat ermordet.[4]
Im „arisierten“ Unternehmen wurden – wie in vielen anderen deutschen Spieleverlagen in jener Zeit auch – kriegshetzerische Spiele, wie „Kurs Ost-Nordost“ (1939, Porst-Spiel 20651) sowie „U-Boote fahren gegen England“ (1940) und „Bomben auf England“ (1940, Spear-Spiel 26681) entwickelt. […] Porst versuchte, ab Mai 1940 den mit dem jüdischen Firmengründer verbundenen Markennamen „Spear“, den er wegen seiner Bekanntheit zunächst weiter benutzte, in einen Werbespruch umzuwandeln: „Spiele, aber richtig!“, um die Herkunft des Unternehmens zu verschleiern. Die Spielanleitungen wurden nun sehr oft mit dem Schriftzug „Euer Onkel Hanns“ gezeichnet, um den spielenden Kindern den neuen Firmeninhaber als väterlichen Freund zu präsentieren.Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es bis Mitte der 1950er Jahre, bis die Witwe Hermann Spears und die Familie Spear das teilweise kriegszerstörte Unternehmen zurückbekamen. Der Nürnberger Spielehersteller, der nun als Tochtergesellschaft des englischen Haupthauses fungierte, produzierte dann wieder auf beachtlichem Niveau, konnte jedoch die Marktbedeutung aus der Zeit vor 1933 nicht wieder erreichen. 1978 wurde die Firma in Spear-Spiele GmbH umgewandelt und schloss sich aufgrund wirtschaftlichen Drucks mit dem Spielehersteller L. Kleefold & Co.L. zusammen. Die Produktion wurde am 31. Dezember 1984 am Nürnberger Standort eingestellt.

https://de.wikipedia.org/wiki/J._W._Spear_%26_S%C3%B6hne

Diese beiden Aspekte – Verbot der Sütterlinschrift und Enteigung von J.W. Spear & Söhne – spiegeln sich in bemerkenswerter Weise in verschiedenen Ausgaben zu verschiedenen Zeitpunkten von Das lustige Flunderspiel wider. Das in den Staatlichen Berliner Museen aufbewhrte Exemplar dürfte wegen der Unterschrift Euer Onkel Hanns nach 1939, wegen der verwendeten Sütterlinschrift wohl vor 1942 entstanden sein.


Das auf einem Münchner Antikmarkt erstandene Exemplar von Das lustige Flunderspiel ist relativ gut erhalten. Es fehlen zwei Original-Flossenteile (blau-Würfel4, braun-Würfel5) sowie die Originalwürfel. Die Spieleanleitung ist mit Verlag J.W.Spear & Söhne Nürnberg – Doos unterschrieben. Bemerkenswert ist jedoch die Verwendung von zwei Schrifttypen: lateinische Grundschrift (Oberseite des Deckels) und Sütterlin (alle Seitenteile des Deckels). Ein offenes Rätsel.













3. Geschicklichkeitsspiele / Holz

3.1 Kegelspiel

3.2 Kreiselspiel

3.3 Kaskade









4. Pferderennspiele

Wettrennspiele besonders mit Pferden waren Anfang des 20. Jahrhunderts sehr beliebt,

4.1.1 Wettrenn-Spiel (Innentitel: Das Wettrennen)

Verlag: Spear & Söhne

Erscheinungsdatum: 1930

Inhalt: dreiteiliger Spielplan (beidseitig bedruckt), 2 Original-Nummernkärtchen, 6 Ersatzkärtchen, Spielanleitung im Innendeckel, 5 Pferde (Metall, plastisch gestaltet auf stabilen Füßen mit Sprungfeder, 1 Pferd defekt), 1 Originalwürfel, 3 Ersatzwürfel, Schachteldeckel beschädigt

  • Wettrenn-Spiel - Schachteldeckel 

Wie der Name schon sagt, sind die zwei Komponten Wetten und Rennen wesentlicher Bestandteil des Spiels. Als Spielregeln (Deckelinnenseite) werden drei Spielarten angeboten. Bei einer Variante bewegt jeder Spieler diejenigen Pferde die die drei Würfel anzeigen. bei allen Varianten entscheidet nur das Würfelglück

4.1.2 Wettrennen

Verlag: unbekannt

Erscheinungsdatum: unbekannt

Zur Geschichte das folgende Pferderennspiels sind keine weiteren Informationen vorhanden. Der Spielplan ist dem des Spear-Spiels (3.1.1) sehr ähnlich. Die 4 Metall-Pferde sind plastisch, massiv auf festen Sockel jedoch unbeweglich, Spieleanleitung im Innendeckel. Ebenfall ein reines Glücksspiel.

4.1.3 Derby

Verlag: Stomo Spiele = Stockinger und Morsack

Erscheinungsdatum: 1941 (?)

Pferderennspiel, Spieleranzahl aus Menge der Spielfiguren, nach jedem Würfelwurf ziehen alle Pferde, die zu ziehende Distanz wird durch Augenzahl und die mit 2,3 und 4 markierten Felder bestimmt.

Pferde+Jockey-Figuren aus Plastik, keine näheren Angaben

Rennspiel * 2-6 Spieler * ohne sonstige Angaben * Stomo, Österreich *** Stockinger & Morsack

1941 ?

4.1.4 TOTOPOLY

Verlag: Founded as Waddingtons Limited as a printing business.

The name then changed from Waddingtons Limited to Waddington’s House of Games.

In 1905 Waddington’s House of Games changed their name to John Waddington Limited.

In 1922 John Waddington Limited changed their name to Waddington Games.

The last name change was from Waddington Games to Waddingtons.

In 1971 Waddingtons bought out Alf Cooke.

In 1994 Waddingtons was bought out by Hasbro.

Erscheinungsdatum: 1950 / 1978


Waddingtons TOTOPOLY The Great Race Game

Owners buy and train horses for the big race. The better the training. the better their chances of winning. But this is racing and there´s no such thing as a sure winner; even a long shot can cause an upset and win.


4.1.5 Rennfieber

Verlag: ASS Altenburg Stralsunder 1765

Erscheinungsjahr: 1982

4.1.6 FAVORITEN

Verlag; Walter Müller´s Spielewerkstatt

Erscheinungsjahr: 1989

4.1.7 TURF Pferde, Wetten & Moneten

Verlag: KLEE EDITION

Erscheinungsjahr: 1992

4.1.8 ROYAL TURF

Verlag: Ravensburger

Erscheinungsjahr: 2001











5. Unsortiertes